- Zürn
- Zụ̈rn,oberschwäbische Bildhauerfamilie, tätig seit Ende des 16. Jahrhunderts in Waldsee (heute Bad Waldsee), im Bodenseegebiet, später im bayerisch-österreichischen Innviertel, ein Zweig auch in Olmütz (dort 1658-1724 nachweisbar).C. Zoege von Manteuffel: Die Bildhauerfamilie Z., 1606-1666, 2 Bde. (1969);Die Bildhauerfamilie Z. 1585-1724, hg. v. D. Straub, Ausst.-Kat. (Linz 21979).Bedeutende Vertreter:1) Jörg, * Waldsee (heute Bad Waldsee) um 1585, ✝ Überlingen vor 1638, Bruder von 2), Onkel von 3); ausgebildet bei seinem Vater Hans der Ältere (* um 1560, ✝ um 1631) und bei H. Morinck in Konstanz. Ab 1606 unterhielt er eine große Werkstatt in Überlingen. Als erste Werke führte er hier 1607-10 den Marienaltar (nach den Stiftern auch »Betz-Altar« genannt) sowie um 1611 das Sakramentshaus (beide aus Kalkstein) für das Münster aus. In ihnen verbinden sich Motive der Spätgotik mit Elementen des niederländischen Manierismus. 1613-16 entstand der Hochaltar des Münsters. Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Schnitzaltären (Entwurf im Städtischen Museum). Während der architektonische Rahmen und die Ornamentik noch dem Manierismus verhaftet sind, verweist die gedrängte Figurenkomposition mit ihrer durch bewegte Licht- und Schattenwirkung gesteigerten Ausdruckskraft auf den Frühbarock.2) Martin, * Waldsee (heute Bad Waldsee) um 1590, ✝ Braunau am Inn nach 1658, Bruder von 1), Onkel von 3); war beteiligt am Hochaltar des Überlinger Münsters, für das er gemeinsam mit seinem Bruder David dem Älteren (* 1598, ✝ 1666) auch den Rosenkranzaltar schuf (1631 datiert). Mit seinem Bruder Michael dem Älteren (* um 1590, ✝ nach 1651) arbeitete er im bayerisch-österreichischen Innviertel zusammen. Hauptwerke aus dieser Zeit sind die Holzkanzel (1639) und der Hochaltar für die Jakobskirche in Wasserburg am Inn (1638/39; abgebrochen, zwei Figuren in Berlin, Skulpturensammlung). 1643 ließ er sich in Braunau am Inn nieder.3) Michael, der Jüngere, * Wasserburg am Inn 18. 2. 1654, ✝ Passau 1698, Neffe von 1) und 2), Sohn von David dem Älteren (* 1598, ✝ 1666); ließ sich nach Wanderjahren (in Italien?) 1681 in Gmunden nieder. Sein Hauptwerk sind 16 überlebensgroße Engelgestalten aus Marmor (1682-85 und 1685-86; Kremsmünster, Stiftskirche). Der leidenschaftliche Ausdruck, die schwingende Bewegtheit und die virtuose Oberflächenbehandlung der zuerst entstandenen Figuren offenbaren die Kenntnis der Werke G. L. Berninis. In den ab 1685 geschaffenen Figuren wandelt sich der Stil zum Klassizismus.
Universal-Lexikon. 2012.